Vortrag von Prof. Dr. Henning von Nordheim OZEANEUM | Tagungszentrum 22. Januar 2025 | 19 Uhr | Eintritt frei Vor, im Verlauf und nach den beiden Weltkriegen gelangten große Mengen an Munition und Kampfmitteln in die deutsche Nord- und Ostsee. Geschätzte 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition, etwa Granaten, Spreng- und Brandbomben, Minen und Torpedos sowie bis zu 300 000 Tonnen chemische Kampfstoffe wie Senfgas und Tabun liegen auf dem Grund der beiden Meere. Immer wieder wurde in den zurückliegenden Jahrzehnten auf die dadurch lauernden Gefahren für die Meeresumwelt und -tiere, die Fischerei, die Schifffahrt und schließlich den Tourismus hingewiesen. Bisher fand jedoch keine umweltgerechte und zufriedenstellende Entfernung der Kampfmittel statt. Die behördliche und politische Einschätzung war, wegen der ungeklärten Kostenübernahme nur in unmittelbarer Bedarfssituation zu räumen. So korrodieren die stählernen Munitionskörper im Salzwasser und setzen unter anderem krebserregendes und erbgutschädigendes TNT, hochentzündlichen Phosphor und Schwermetalle wie Quecksilber frei. Gleichzeitig verzögern und verteuern Funde von Munition immer wieder Offshore-Projekte wie Windparks oder Pipelines. Die gängige Praxis, derartige Munitionsfunde zu sprengen, führt zu erheblichen Umweltbelastungen – auch menschlicher Nahrungsquellen – durch die dabei entstehenden chemischen Umsetzungsprodukte. Geschützte Lebensräume werden geschädigt, Meereslebewesen wie Schweinswale sind teils tödlich betroffen. Prof. Dr. Henning von Nordheim wird in seinem Vortrag diese aktuelle Belastungssituation der deutschen Meeresgewässer verdeutlichen. Einen besonderen Schwerpunkt legt er auf die Darstellung des sich inzwischen geänderten Problembewusstseins von Politik, Behörden und des Militärs sowie auf die Entwicklung vielversprechender Räumungsmethoden. Er gibt einen Ausblick, wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Politik, Behörden, Wissenschaft, Industrie und Zivilgesellschaft gelingen kann. |